Die Polizei – Wessen Freund und wessen Helfer?

Vor gut einem Jahr hat die Polizei auf dem Kalker Postplatz eine gerade aufgelöste Party brutal zerschlagen. Heute, am 26.07.2014 findet dort ein Fest zur Erinnerung an das Vorgehen der Polizei statt. Die Basisgruppe Kalk berichtete darüber bereits ausgiebig auf ihrem Blog und auf Indymedia. Eine unglaubliche Tat polizeilicher Repression…

Gleichzeitig wollen wir erneut darauf aufmerksam machen, dass es in Köln nun zumindest elf bestätigte „Gefahrengebiete“ gibt. U.a. der Wiener Platz, der Rudolfplatz, die Kölner Ringe (und Nebenstraßen) zwischen Rudolf- und Friesenplatz und auch der Kalker Postplatz (ebenfalls mit allen Nebenstraßen) gelten als solche.

Wer an diesen Orten flaniert, sein Bierchen trinkt oder mit Freunden abhängt wird durch die Erhebung der „verrufenen Orte“ unter Generalverdacht gestellt.

Seit Bekanntwerden dieses Dilemmas hat sich, zunächst unter dem Banner „Recht auf Stadt“, eine Gruppe gegründet, die das Vorgehen der Polizei und die massive Erweiterung ihrer Rechte nicht hinnehmen wollen.

Wie in jeder großen Stadt gibt es auch in Köln Feiermeilen, Parks und große Plätze. Natürlich gibt es an solchen Orten Taschendiebe, kleine Dealer und, gerade Nachts, auch aggressive Schläger. Das Wissen um diese Zustände hat geholfen. Laut Statistik ist die Kriminalität seit Jahren auf dem Rückzug.

Die Erweiterung polizeilicher Rechte ist nicht der richtige Weg!

Gerade deshalb müssen wir uns Fragen ob die Polizei den richtigen Weg geht.

Generalverdacht für Alle wird einzelne Kriminelle nicht von ihren Tätigkeiten abhalten. Kontrolle und Verbote haben nie zur Sicherheit beigetragen. Sie sorgen nur für Missgunst und Unsicherheit.

Auf belebten Plätzen werden weder der Generalverdacht noch eine großangelegte Kontrolle etwas nützen. Schläger und aggressive Betrunkene, deren Gewalt die Opfer oft zufällig treffen, können auch durch „Gefahrengebiete“ nicht restlos gestoppt werden. Viel wichtiger bei solchen Taten ist direktes, couragiertes Einschreiten.

Wer und warum?

Da die Kriminalität zurück geht bleibt die Frage; ‚warum eigentlich‘?

In Köln gibt es eine große Anzahl Obdachloser. Diese nutzen öffentliche Plätze, Brücken und auch Parks als Schlafplätze.

Viele Jugendliche die in Köln leben haben nicht genug Geld um sich die große Stadt leisten zu können. Deshalb hängen sie mit ihren Freunden auf den Straßen rum, spielen in Parks oder Skaten auf öffentlichem Gelände.

Leute jeden Alters treiben sich auf Plätzen, in Parks und auf den Ess- und Feiermeilen herum. Wieso werden jetzt genau diese Orte zu „verrufenen Gebieten“ erklärt?

Ist die Antwort „Gentrifizierung“?

Es ist vielleicht kein Zufall das diese „Gefahrengebiete“, zumindest die offiziellen, an genau diesen Orten eingerichtet werden.

Ganz in der Nähe der Kölner Ringe liegt das Gerling Viertel. Zuletzt in den Schlagzeilen als der Ort, an dem Kölns teuerste Wohnung entstehen wird.

Kalk ist derzeit der akuteste Fall von Gentrifizierung in ganz Köln. Ganze Straßenstriche werden von Miethaien aufgekauft, modernisiert und zu unsäglichen Preisen weiter vermietet. Die folgende Ausgrenzung und Vertreibung jahrzehntelanger Bewohner mit inbegriffen.

Möglicherweise besteht ein Zusammenhang.

Das allerdings obliegt der freien Interpretation.

„Gefahrengebiete“? Ne is klar…

Akte Polizeilicher Gewalt an Jugendlichen wie Erwachsenen, die anhaltende Gentrifizierung, die Teuerung von Lebensmitteln und Wohnraum. Das alle lässt uns die Frage offen, von wem nun eigentlich Gefahr ausgeht. Ganz zu schweigen von Profiling und offensichtlich rassistischen Kontrollen.

Wir glauben das die Kölner „Gefahrengebiete“ ein weiteres Mittel zur Beschleunigung der Umwälzung Kölner Stadtgebiets sein sollen. Durch Scheinsicherheiten und Angstmacherei soll den Bewohnern die angebliche Notwendigkeit solcher Schritte vermittelt werden.

Die dahinter stehende Politik wird verschleiert und beschönigt.

Köln soll eine Stadt werden, in der jeder selbstbestimmt und frei von Angst leben kann. Zu diesem Ziel führt uns der gemeinsame Wille, die Zivilcourage und die Solidarität gegen „Gefahrengebiete“, Rassismus, Repression genau so wie gegen Schläger vorzugehen. „Wachsamer Nachbar“ zu sein, sich couragiert dagegen zu wehren, wenn jemand angegriffen wird. Das sind die ersten Schritte um dieses Ziel zu erreichen.

 

Mer all sin Kölle“ – Wir alle sind Köln. Es sind unsere Straßen, unsere Veedel es ist unsere Stadt!

Dieser Beitrag wurde unter General veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.